Intersexuelle Menschen erzählen

Dazwischen

Weder ausschließlich männlich noch ausschließlich weiblich - intersexuell.
Seit dem 1. Januar 2019 gibt es in Deutschland neben männlich und weiblich offiziell "divers" als drittes Geschlecht. © Foto: Heline Vanbeselaere / imago images
Von Karla Krause |
Skalpelle, Hormone, Chromosomen und Keimdrüsen: Das Leben intersexueller Menschen ist von verstörenden Vokabeln geprägt. Sandrao und Malte erzählen eindringlich, was ein Leben zwischen den Geschlechtern bedeuten kann.
Ihr Geschlecht ist im Alltag nicht vorgesehen. Allenfalls in der Mythologie tauchen Zwitter oder Hermaphroditen auf. Eltern sind überfordert, wenn ihr Neugeborenes keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale hat und stimmen vorschnell Operationen zu. Mit unumkehrbaren Folgen für das Kind. Noch ist es eine Ausnahme, wenn intersexuelle Menschen ihre Biografien veröffentlichen. Es geht um Skalpelle und Hormone, Chromosomen und Keimdrüsen, ums Verdrängen und Verheimlichen. Die Zumutungen einer Gesellschaft, die ein 'Dazwischen' nicht erträgt.
Ausschnitt
Nach mehr als 30 Jahren in der Frauenrolle erfährt Sandrao von seiner/ihrer Zwischengeschlechtlichkeit. Malte ist gerade im Abitur, als ihm die Ursache der vielen Operationen im Kindesalter klar wird: Pseudo-Hermaphroditismus. Seitdem kämpft er um sein Selbstbild als Mann. Menschen zwischen den Geschlechtern oder mit beiden Geschlechtern sind in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen, existieren allenfalls in der Mythologie. Geschlechtliche 'Vereindeutigung' im frühen Kindesalter war bis vor kurzem der unumstrittene Ausweg.

Dazwischen
Intersexuelle Menschen erzählen
Von Karla Krause
Regie: Guiseppe Maio
Mit: Lisa Hrdina, Gabriele Blum, Andreas Tobias, Romanus Fuhrmann
Ton: Michael Kube und Thomas Monnerjahn
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2017
Länge: 54'05
Eine Wiederholung vom 18.11.2017

Karla Krause, geboren 1942, war Reporterin, Buchautorin, Dramaturgin und Fernsehproduzentin. Seit 2000 arbeitet sie als Autorin vor allem für das Radiofeature. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Geschichten zur medizinischen Ethik, u.a. "Tödliches Erbe" (RBB/WDR 2007, Robert Geisendörfer Preis), "Sternenkind" (HR/WDR 2012, DRK-Medienpreis, Hörfunkpreis der Theodor Springmann Stiftung) und "Kinder am Ende des Lebens" (HR 2015, TOM Medienpreis 2016). Zuletzt für Deutschlandradio Kultur: "Von einem, der auszog, den Tod nicht zu fürchten" (DKultur 2011, Robert Geisendörfer Preis). "Dazwischen" wurde für den Prix Europa 2018 nominiert.