Karteileichen

Der Joker

08:05 Minuten
Eine Jolly Joker Karte
Eine Jolly-Joker Spielkarte. © Imago / Kai Koehler
Von Anna Panknin |
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Ein mysteriöser Verbrecher, der mittels Pferdestärken die Londoner Unterwelt dezimiert und seine Untaten mit Jolly-Joker-Spielkarten ankündigt; in der Reihe "Karteileichen" stellt Anna Panknin diesmal den Krimizweiteiler "Der Joker" aus dem Jahr 1988 vor, der auf dem gleichnamigen Roman von Edgar Wallace basiert.
In den letzten Ausgaben des Hörspielmagazins haben wir Sie mit unserer Reihe "Karteileichen" bekannt gemacht und Ihnen feinste Krimifundstücke aus der Hörspielkartei präsentiert, die an verschiedenen Tatorten und aus den unterschiedlichsten Motiven heraus das Licht der Welt erblickten, bevor sie in der Dunkelheit des Archives verschwanden, um dann in unserem Mitternachtskrimi wieder kurzfristig auferstehen zu dürfen. Wir hatten spektakuläre Einzelfälle dabei und unverbesserliche Serientäter, aber für diese Sendung haben wir noch ein Ass im Ärmel bzw. eher einen Joker in der Hinterhand, denn die heutige "Karteileiche" trägt den Titel:
AUSSCHNITT
Musik & Ansage: "Der Joker. Ein Kriminalhörspiel nach Motiven von Edgar Wallace."
Kommen Sie doch kurz mit auf die Suche nach Motiven und lernen Sie unsere Protagonisten kennen. Allen voran Chief Inspector Higgins, gesprochen vom legendären Horst Frank:
AUSSCHNITT
Chief Inspector Higgins: "Guten Morgen, Engel."
Pattison: "Ich darf Sie darauf hinweisen, dass es bereits ¼ vor 11 ist. Haben Sie verschlafen Inspektor?"
Higgins: "Und wenn es so wäre? Ist Sir John schon da?"
Pattison: "Allerdings."
Sir John: "Miss Pattison, ist Higgins endlich da?"
Higgins: "Guten Morgen, Sir!"
Sir John: "Ah, da sind Sie ja endlich Higgins, guten Morgen! Jetzt beantworten Sie mir mal eine Frage! Bin ich Verkehrspolizist oder Chef von Scotland Yard?"
Higgins: "Selbstverständlich der Chef von Scotland Yard, Sir!"
Sir John: "Schön, schön, dann erklären Sie mir doch mal, warum ein einfacher Verkehrsunfall auf meinem Schreibtisch landet."
Higgins: "Sir John, diese Angelegenheit ist keine Lappalie. Ich habe mit den Kollegen vom Unfallkommando gesprochen. Die Sache von vorgestern Nacht ist bereits der 4 Autounfall mit tödlichem Ausgang und anschließender Fahrerflucht innerhalb weniger Wochen. Und diesmal haben wir die Aussage einer Frau, nach ihren Angaben hat die dunkle Limousine in einer Seitenstraße von Kensington Park gewartet und war dann mit voller Absicht auf den Mann zugerast."
Sir John: "Sind Sie sicher? Das wäre ja ein glatter Mordanschlag! Das ist ja ungeheuerlich!"
Higgins: "Ja, es ist ungeheuerlich, aber das ist noch nicht alles: Der Mann von vorgestern Nacht hieß Hugent Pelford, ein alter Kunde von uns. Wir haben ihn in unserer Kartei."
Wir haben ihn auch in unserer Kartei. Auf Motiven des gleichnamigen Romans von Edgar Wallace aus dem Jahr 1926 basierend, war "Der Joker" schon 1988, als das Hörspiel für den Südwestfunk produziert wurde, ein "alter Fall". Warum das Stück in der Hörspielkartei des Deutschlandfunks aber vor allem ein ganz besonderer Fall ist, erzählt Gabriele Lambertz, Karteihüterin im Kölner Funkhaus:
Gabriele Lambertz: "In der Regel berücksichtigen wir in unserer Kartei nur Produktionen, die von öffentlich-rechtlichen Sendern gemacht worden sind; manchmal führt das zu einem Kuriosum, etwa dass ein fast unbekannter Autor wie Werner Brink es auf 499 Hörspieltitel bringt, während ein Bestsellerautor wie Edgar Wallace nur mit einer einzigen Produktion verzeichnet ist. Und die ist auch nur zustande gekommen, weil der Wiener Autor Florian Pauer den Roman "Der Joker" von Wallace bearbeitet hat und sich dann aus anderen Wallace-Romanen oder Filmen typische Wallace Motive dazu geholt hat, um zu dekorieren."
AUSSCHNITT
Sir John: "Ja, und?"
Higgins: "Ich habe mir die Dossiers der anderen ungeklärten Unfälle angesehen. Wissen Sie, wer die Opfer waren? Mike Brett, Pere Fletcher, Derek Hartley - allesamt schwere Jungs, man könnte meinen, hier hat jemand die halbe Londoner Unterwelt ins Visier genommen. Aber das Beste kommt noch: Bei Pelford, also dem Toten von vorgestern Nacht, fand man das."
Sir John: "Was ist das?"
Higgins: "Eine Spielkarte, ein Jolly-Joker mit einem handschriftlichen Vermerk 'Montag, 22 Uhr'. Man fand sie in Pelfords Brieftasche. Fällt Ihnen etwas auf, Sir John?"
Sir John: "Sprechen Sie nicht in Rätseln, was meinen Sie damit?"
Higgins: "Vorgestern war Montag, und gegen 22.30 Uhr wurde Pelford…"
Sir John: "Überfahren."
Higgins: "Ich würde sagen 'ermordet', Sir John."
Da haben wir also das Motiv für das Namensschildchen am Fuß unserer neuesten "Karteileiche". Wer bei Joker automatisch an Batman dachte, war also auf der falschen Fährte, obwohl auch in dieser Geschichte ein schwarzes Auto eine entscheidende Rolle spielt. Aber wenn wir schon bei Konnotationen sind, Batman ist nicht Batman ohne Robin und unser Held, Chief Inspector Higgins, soll zukünftig ebenfalls im Duo ermitteln, auch wenn ihn diese Vorstellung anfänglich nicht gerade mit Begeisterung erfüllt.
Ausschnitt
Sir John: "Übrigens habe ich diesmal einen Assistenten für Sie."
Higgins: "Einen Assistenten!"
Lane: "Hallo!"
Higgins: "Hallloooo. Sie sind Superintendant Lane."
Lane: "Für Sie 'Barbara'. Sind Sie sehr enttäuscht, Chief Inspector?"
Higgins: "Nein, nein, nein. So angenehme Überraschungen sind bei uns im Haus wahrlich nicht alltäglich."
An diesem Tag jedoch scheinen sie sich zu häufen. Wenige Augenblicke später findet sich ein nicht ganz unbekannter Juwelendieb in Scotland Yard ein…
Ausschnitt
Sir John: "Wer denn?"
Sekretärin: "Ein gewisser Mister Reynolds."
Der es gar nicht erwarten kann, seinen Teil der Beute zurückzugeben.
Ausschnitt
Higgins: "Mein lieber Reynolds. Sie werden mir doch zustimmen, wenn ich sage, dass Sie uns eine Erklärung schuldig sind, oder?"
Billy: "Ja. Sehen Sie sich das an, Inspektor!"
Lane: "Ja, was ist denn das? Eine Spielkarte…Eine Jolly-Joker-Karte. Was steht da? Donnerstag, 18 Uhr. Bleiben Sie am Telefon! JPunkt."
Higgins: "Reynolds! Haben Sie das Diamanten-Ding etwa mit Pelford gedreht?"
Billy: "Ja. Aber Pelford ist tot. Und deshalb bin ich hier. Sie sind verpflichtet, mich zu schützen, Inspektor. Mein Leben ist bedroht!"
Sir John: "Reynolds, was soll dieses 'JPunkt' bedeuten?"
Billy: "Das J steht für 'Joker'. Er terrorisiert seit Monaten die gesamte Londoner Unterwelt. Wenn irgendwo 'n Ding gedreht wird, ist er der Erste, der davon Wind bekommt. Und mit Morddrohungen erpresst er die Herausgabe von 90% der Beute! Keiner, der darauf nicht eingegangen ist, hat überlebt. Und ich bin wahrscheinlich der Nächste!"
Higgins: "Hören Sie zu, Reynolds! Wenn sich der Joker meldet, gehen Sie auf seine Forderungen ein. Den Rest erledigen wir."
Billy: "Und Sie können meinen absoluten Schutz garantieren."
Higgins: "Der Joker ist auch nur ein ganz gewöhnlicher Krimineller und kein Phantom. Und je schneller wir diesem Unfug ein Ende bereiten, umso besser für alle Beteiligten."
Erwartungsgemäß ist es dann doch nicht so einfach, wie Chief Inspector Higgins sich das vorstellt, auch wenn durchaus jemandem ein Ende bereitet wird, es trifft allerdings nicht den Unfug:
Ausschnitt
Sir John: "Reynolds ist tot? Higgins! Wie konnte das passieren? Es war doch alles bis kleinste Detail vorbereitet!"
Higgins: "Richtig. Reynolds sollte die Juwelen in der Telefonzelle am Haymarket hinterlegen und sofort verschwinden."
Lane: "Und dass dieser Reynolds 10 m vor der Telefonzelle niedergeschossen wird…"
Higgins: "Das hat doch niemand erwarten können, Sir. Dass der Joker die Beute sausen lässt und Reynolds liquidiert."
Sir John: "Higgins! Wir haben jetzt 5 Tote und keinen einzigen brauchbaren Anhaltspunkt!"
Soviel sei verraten, die Zahl der Anhaltspunkte, aber auch die der Toten wird sich im Laufe dieses spannenden Zweiteilers noch erhöhen. Chief Inspector Higgins‘ und Superintendent Lanes Ermittlungen bringen sie Schritt für Schritt dem mysteriösen Joker und durchaus auch einander näher.
Ausschnitt
Lane: "Auf den Joker!"
Higgins: "Nein, nein. Eher auf den Tag, an dem wir ihn geschnappt haben werden. Cheers!"
Lane: "Cheers!"
Aber in der Zwischenzeit werden die Karten noch ein paar Mal neu gemischt. Und großzügig unter den Mitspielern verteilt.
Ausschnitt
Higgins: "Barbara! Barbara: Was ist los?"
Lane: "Eine Jolly-Joker-Karte. Sogar bis hierher ist er also schongekommen."
Higgins: "Aufgespießt mit diesem Jagdmesser."
Lane: "Steht etwas drauf?"
Higgins: "Nein, das war auch gar nicht nötig. Die Warnung ist eindeutig."
Wenn Sie wissen wollen, ob und wie es Higgins & Co gelingt, das perfide Kartenspiel und die Identität des Jokers aufzudecken, dann können Sie das in wenigen Tagen hier im Deutschlandfunk nachhören. Am 9. November senden wir Teil 1, in der Woche darauf dann Teil 2 von:
Ausschnitt
Absage: "Der Joker"
Jeweils im Mitternachtskrimi um 00.05 Uhr.