"Ich höre die Bäume"
Klang und Musik bei Joseph Beuys
Von Michael Arntz
Regie: der Autor
Technische Realisation: Henning Schmitz
Redaktion Dlf: Klaus Pilger
Produktion: WDR 2019
„Ich höre die Bäume“
Joseph Beuys ist einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Wenig bekannt ist, dass Klang und Musik genauso zu seinem Schaffen gehören wie Fett und Filz. Wie also klingt Joseph Beuys?
Im 1968 entstandenen „ja ja ja ja ja - nee nee nee nee nee“ wird eine zufällig aufgeschnappte Phrase zur Basis einer einstündigen Rezitation, die das gesprochene Wort in litaneihafte Musik verwandelt.
Ein in Filz eingenähter Konzertflügel steht im Zentrum der Aktion „Infiltration homogen für Konzertflügel“ von 1966. Obwohl kein Klavierton hörbar ist, glaubt Beuys an einen physikalisch nicht messbaren „Innenton“, der Tieren und Menschen gleichermaßen eigen sei. Und auch die für Beuys typischen Klanglaute „ö ö“, die er mit dem Röhren eines Hirsches vergleicht, finden sich mehrfach in seinen Aktionen. Eng arbeitet er mit Komponisten wie Henning Christiansen und Nam June Paik zusammen.
Die Wurzeln seiner Musik, so war Beuys überzeugt, sollten in der Zukunft liegen, im Sinne einer „Wirkung vor der Ursache“. Die bisher kaum zugänglichen Aufnahmen seiner Aktionen machen hörbar, wie Musik klingen könnte, die aus der Zukunft kommt und sich den historischen Kausalitäten zu entziehen versucht. Am 12. Mai 2021 wäre Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden.