Klassiker des O-Ton-Hörspiels

Faschang Garaus

Der Schriftsteller Paul Wühr am 26. Januar 1984 in Bremen, wo er mit dem mit 15.000 Mark dotierten Bremer Literaturpreis der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung ausgezeichnet wurde.
Der Schriftsteller Paul Wühr © picture-alliance / dpa / Schilling
Hörspiel von Paul Wühr |
München in den 70er-Jahren. Paul Wühr zieht mit Mikrofon und Aufnahmegerät durch Straßen, Kneipen, Säle seiner Stadt und nimmt auf, was ihm die Menschen dort erzählen. Er hat den Originalton, kurz O-Ton, für sich entdeckt – als Material für ein ganz neues literarisches Experiment.
"Niemand wird dem Karneval - dem jahreszeitlichen Fest - irgendeine Erneuerung zutrauen; an einer Dekuvrierung kann also im Ernst niemand Spaß haben. Dieser Fasching (1987) dekuvrierte sich - wie viele vorherhinkende - selbst oder vielmehr mit sich selber die Zeit, in der er sich herumschleppt. lch hatte auch nicht vor, den Münchener Fasching zu dokumentieren, er liefert nur das Basis-Material. Auf das Prinzenpaar, insbesondere auf Inthronisation und Exthronisation wurde alles Tonmaterial konzentriert, in Form der Figuration einer verwirrenden Chronik: Kein Anfang also am Anfang, kein Ende am Ende, aber aus Ende und Anfang, Faschang und Garaus, ergibt sich das Ganze. Die von einer Jet-Set-Fauna wieder ins Hierarchische und Stoische verdrehte Aufführung des Karneval wurde von einer Gegenregie profaniert, die Demonstranten, ein wirkliches Prinzenpaar, religiöse Klänge und vor allem immer wieder Kinder ins Spiel bringt." (Paul Wühr)
Regie: Paul Wühr
Produktion: WDR 1989
Länge: 47'06
Paul Wühr, geboren 1927 in München, gestorben am 12. Juli 2016 bei Passignano sul Trasimeno in Italien.