Hörspiel: Groteske über den Irrsinn des Kriegs

Kneift Karadings vorm Krieg?

Mopeds stehen vor der Sorbonne am 2. Oktober 1961.
Mopeds stehen vor der Sorbonne im Jahr 1961. In Paris ist das Leben doch ganz normal, oder? © Getty Images / Keystone-France
Von Georges Perec |
• Groteske • Weil Kara… – wie heißt er noch? – nicht in Algerien sterben, sondern in Paris bei seiner Liebsten bleiben will, muss ein Trick her. Wie macht man sich untauglich für die Armee?
Das Moped mit verchromter Lenkstange, das im Hof steht, gehört dem Unteroffizier Henri Pollak. Jeden Abend fährt er darauf von der Kaserne in den heimatlichen Montparnasse, um sich in einen Zivilisten zu verwandeln, zu seinen Kumpels zu stoßen und bei reichlich Rotwein über die Welt zu diskutieren. Als sein Freund Kara… – wie heißt er noch? – in den Krieg nach Algerien einberufen wird, wird ein Masterplan ausgetüftelt, um ihn davor zu bewahren. Denn Karadings möchte viel lieber in Paris bei seiner Liebsten bleiben als in den Krieg zu ziehen. Absurd komisch spiegelt Perec den Irrsinn des Krieges wider – und die trotzige Hoffnung seiner grundwiderständigen und zum Anarchismus neigenden Figuren auf einen schnellen Frieden. Die französische Erzählung, nach der dieses Hörspiel entstand, erschien 1966, vier Jahre nach dem Ende des Algerienkriegs.
Martin Engler und Michael Rotschopf in "Kneift Karadings vorm Krieg?"
Martin Engler und Michael Rotschopf in "Kneift Karadings vorm Krieg?"© Deutschlandradio - T.N.

Kneift Karadings vorm Krieg?
Nach der Erzählung „Was für ein kleines Moped mit verchromter Lenkstange steht dort im Hof?“
Von Georges Perec
Übersetzung aus dem Französischen: Eugen Helmlé
Bearbeitung: Patricia Görg
Regie: Stefan Dutt
Mit: Michael Rotschopf, Martin Engler, Markus Meyer, Max von Pufendorf
Ton und Technik: Alexander Brennecke, Eugenie Kleesattel
DKultur 2006
Länge: 45'57
Eine Wiederholung vom 01.03.2006

Georges Perec (1936–1982), Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer, war ein französischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Filmemacher. Seit 1960 arbeitete er als Soziologe am Centre National de la Recherche Scientifique in Paris. Er schrieb Romane und Dramatik, war Mitglied der Autorengruppe OuLiPo und interessierte sich für alle Arten des Sortierens, des Sammelns und für das lustvolle Durcheinanderwerfen von Systemen. Viele seiner Texte wurden als Hörspiel inszeniert: „Die Maschine“ (SR/WDR 1968), „Der Teufel in der Bibliothek“ (SR 1991), „Perec/grinations“ (SR/RB 2000).

Empfehlungen