- Erzählen vom Unvorstellbaren - Keynote
- Erzählen gegen die Krise – Von Fakten und Fiktionen, Panel
- Damit uns nicht die Wörter ausgehen – Erzählformen für die Klimakrise (Birgit Schneider)
- Mensch und Meer – Katastrophe ohne Ereignis? (Tanja Bogusz)
- „Gimme Shelter“ - Die Ausweichquartiere des Menschen (Patricia Görg)
- Anthropozän Ost – Wenn die Erde vom Klimawandel erzählt (Elisabeth Heyne)
- Wo bleibt das Parlament der Dinge? (Claus Leggewie)
- Die heiße Phase beginnt - Panel
Zwischen Wissen und Handeln
Essayistische Vorträge und diskursive Gespräche darüber, warum das Wissen allein nicht zum Handeln führt. Thorsten Jantschek, Redakteur von Essay und Diskurs, lädt Experten ein, über neue Sichten auf die Wirklichkeit nachzudenken.
Veranstaltungen
Erzählen vom Unvorstellbaren
Keynote am 8.3. um 18.00 Uhr von Jasmin Schreiber, Foyer
In unserer heutigen Welt gehören Klimawandel und Biodiversitätsverlust zu den besonders kritischen und beängstigenden Problemen, mit denen wir konfrontiert sind. Diese Phänomene zu verstehen, ist eine gewaltige Aufgabe. Literatur macht die „Katastrophe ohne Ereignis“ erfahrbar.
Erzählen ist eine uralte Kulturtechnik, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit zieht. Literatur, Musik, Radio und Kunst bieten hier einzigartige Möglichkeiten, die Dringlichkeit und Bedeutung dieser Themen zu vermitteln, die Kluft zwischen abstrakten wissenschaftlichen Daten und persönlichen menschlichen Erfahrungen zu überbrücken und das Unvorstellbare dann doch etwas greifbarer zu machen. Das Erzählen in diesen Formaten reduziert das Abstraktionslevel. Es ist ein Angebot, sich miteinander zu verbinden, Ängste und Sorgen zu teilen, aber auch Ideen und Lösungsansätze zu finden – um vielleicht doch rechtzeitig zu verstehen, sodass wir retten können, was noch zu retten ist.
Erzählen gegen die Krise – Von Fakten und Fiktionen
Panel am 8.3. um 18.30 Uhr, Moderation Thorsten Jantschek, Foyer
Kaum ein Tag vergeht, an dem uns nicht die Folgen und Auswirkungen des Klimawandels daran erinnern, dass wir unseren CO2 Abdruck verändern müssen, dass wir uns aktiv und solidarisch engagieren sollten. Und doch passiert viel zu wenig.
Wissenschaftler warnen seit Jahren schon, die 1,5-Grad-Ziele haben sich auch schon herumgesprochen, Politikerinnen treffen sich mit NGOs und arbeiten Konzepte aus. Es herrscht längst kein Mangel an Wissen mehr. Aber vielleicht einer der Vermittlung. Weil der Klimawandel weniger offensichtlich ist als eine Katastrophe wie Reaktorunfall von Fukushima. Wie man mit Fakten und Fiktionen ein breites gesellschaftliches Bewusstsein stiften kann, darüber diskutiert Thorsten Jantschek mit Gästen zur Eröffnung des Kölner Kongresses.
Damit uns nicht die Wörter ausgehen – Auf der Suche nach Erzählformen für die Klimakrise
Vortrag von Birgit Schneider am 9.3. um 10.30 Uhr, PD Konferenzraum
Beim Sprechen über den Klimawandel geraten viele in eine Abwärtsspirale, an deren Ende ihnen die Worte ausgehen. Weil es die Gesellschaft bislang nicht geschafft hat, sich in Richtung von CO2-Neutralität zu transformieren – da also das Wissen allein nicht zu genug Handeln führte – hoffen viele, den Wandel über neue Narrative, also neue Sichten auf die Wirklichkeit anzuregen – vom Erzählen zum Handeln.
Denn Handlungen sind oft durch Erzählungen und Bilder geleitet. Gleichzeitig gilt, was der Schriftsteller Amitav Gosh sagt: „Die Klimakrise ist auch eine Krise der Kultur und deshalb eine der Imagination.“ Auch wenn die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu übersehen sind und das Thema allgegenwärtig ist, fehlt uns das Vorstellungsvermögen dafür, was der Klimawandel bedeutet. Um den Mut aufzubringen, eine Welt im Wandel zu denken, braucht es neue Imaginationen und neue Geschichten.
Birgit Schneider bringt Perspektiven und Stimmen zusammen und eröffnet neue Denkräume für die vielen kulturellen Facetten des Klimawandels jenseits von globaler Durchschnittstemperatur oder Kipppunkten. Sie versucht Antworten auf die Frage zu finden, wie sich Menschen in den gemäßigten Breiten den Klimawandel vorstellen, welche Imaginationen und Geschichten sie dabei leiten. Sie stellt Perspektivwechsel, Widersprüche und auch ungewöhnliche Sichtweisen heraus, die unsere begrenzte Vorstellungskraft zu weiten vermögen. Denn um die Lücke zwischen Wissen und Handeln zu überwinden, macht es einen großen Unterschied, wie wir uns den Klimawandel erzählen.
Sendung Dlf Essay und Diskurs, Sonntag 24.3.2024, 9.30 Uhr
Mensch und Meer – Wie erzählt man von einer Katastrophe ohne Ereignis?
Gespräch mit Tanja Bogusz am 9.3. um 11:30 Uhr, PD Konferenzraum
Seefahrergeschichten, Sturmfluten, Handelswege, Expeditionen ins Unbekannte: Die Beziehung zwischen Mensch und Meer ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Kein Wunder: Das Meer war schon lange da, bevor der Mensch zu einem relevanten Faktor für die erdgeschichtliche Entwicklung wurde.
Spätestens seit der Debatte um das Anthropozän bewegt der menschliche Einfluss auf den Zustand der Weltmeere die Naturwissenschaften. Plastifizierung, Klimawandel, Schmelzen der Polarkappen und der Rückgang wichtiger mariner Arten fließen in naturwissenschaftliche Datenaufnahmen und daran anknüpfende Appelle zum Meeresschutz ein.
Weniger bekannt ist, dass sich in jüngster Zeit auch die Sozial- und Kulturwissenschaften eingehender mit dem Meer befassen. Unter dem Sammelbegriff der „Marine Social Sciences“ untersuchen sie gesellschaftliche Aspekte von Meer-Mensch-Beziehungen. Und so brechen Soziologinnen und Kulturwissenschaftler in Friesennerz und Gummistiefeln zu Meeresfahrten auf, angetrieben von der Vision einer „Soziologie des Meeres“ im Zeitalter des Anthropozäns.
Sendung Dlf Essay und Diskurs, Karfreitag 29.3.2024, 9.30 Uhr
„Gimme Shelter“ - Die Ausweichquartiere des Menschen
Vortrag von Patricia Görg am 9.3. um 13:30 Uhr, PD Konferenzraum
Angesichts von mehr als acht Milliarden Menschen wird es zunehmend eng auf der Erde. Die Lebensräume von Menschen und Tieren wachsen zusammen. Und angesichts von Prognosen über die zunehmende Unwirtlichkeit der Erde blühen hier und da auch Utopien auf, die vorsehen, zur Not extreme Lebensräume zu kolonisieren.
Diese Ideen sind nicht neu. Schon in den Sechziger Jahren arbeiteten Pioniere wie Jacques-Yves Cousteau an Unterwasserhabitaten, einer seiner Filme trug den Titel „Welt ohne Sonne“. Und auch im All tat sich einiges – bis hin zum futuristischen Modulbau der ISS, die noch heute bewohnt über unseren Köpfen kreist.
Unterm Strich waren die Herausforderungen jedoch immer ernüchternd. Und erst recht nicht für viele Menschen gedacht. Das jedoch hält natürlich jemanden wie Elon Musk nicht davon ab, Siedlungen auf dem Mars anzukündigen. Was macht die Idee der menschlichen Ausweichquartiere so interessant?
Sendung Dlf Essay und Diskurs, Sonntag 19.05.2024, 9.30 Uhr
Anthropozän Ost – Wenn die Erde vom Klimawandel erzählt
Gespräch mit Elisabeth Heyne am 9.3. um 14:30 Uhr, PD Konferenzraum
Die meisten Analysen zum Anthropozän stützen sich auf westliche Kapitalismustheorien, aber es bleibt offen, welche lokal unterschiedlichen Ausprägungen sich hinter dem Großkonzept verbergen und welche Rolle dabei eigentlich Regionen einnehmen, die bis vor gut 30 Jahren noch gar nicht zu jenem „Westen“ gehörten.
Gerade Ostdeutschland bietet sich zur Erkundung anthropozäner Existenzweisen besonders an, weil es Schauplatz eines – für europäische Verhältnisse – Extrem-Extraktivismus war und ist, von Chemie- und Umweltkatastrophen bis zur postfossilen Transformation und dem politischen Systemwandel. Weil hier in kurzer Zeit und auf kleinem Raum ein rasanter ökologischer, politischer und gesellschaftlicher Wandel passiert ist, lässt sich daran Entscheidendes für die Mensch-Umwelt-Interaktionen der Gegenwart ablesen.
Insbesondere lässt sich das Ostdeutsche Anthropozän anhand einzelner Orte und ihrer Rohstoffextraktion und Stoffproduktion betrachten, das Ganze also nach Stoffen sortieren: Kohle, Uran, aber auch Erdöl und die Produktion exemplarischer synthetischer Materialien und Stoffe.
Sendung Dlf Essay und Diskurs, Sonntag 16.06.2024, 9.30 Uhr
Wo bleibt das Parlament der Dinge?
Vortrag von Claus Leggewie am 9.3. um 15:30 Uhr, PD Konferenzraum
Dass etwas getan werden muss, um den Klimawandel zu stoppen, ist klar. Dass dies schnell geschehen muss, ist auch klar. Aber mit welchen Mitteln? Die demokratischen Hebel sind nicht gerade erfolgreich, wenn es von der Theorie ins Handeln kommen soll.
Von Resolutionen auf internationale Klimakonferenzen, über komplizierte parlamentarische Aushandlungen bis hin zum zivilen Ungehorsam der Klimakleber: So richtig scheinen unsere Instrumente, um den Klimawandel zu begrenzen, nicht zu wirken. Derweil wird fleißig weiter CO2 emittiert. Und alle Welt fragt sich, ob eine "Öko-Diktatur", ein Klima-Leviathan noch abwendbar sein wird, um den Klimawandel einzudämmen.
Bruno Latour hatte einmal die Idee eines Parlaments der Dinge aufgeworfen (und nicht ausgeführt). Ein Gedankengebäude, in dem auch „non-„ oder „more-than-humans“ als Akteure mitwirken. Auch mitentscheiden? Wie sollte das gehen. Da brechen die meisten Überlegungen ab, weil es in einer parlamentarisch-repräsentativen Demokratie kaum denkbar ist, wie nicht menschliche Wesen oder zukünftige Wesen, wie die Generationen, die auf die letzte folgen werden, repräsentiert und damit inkludiert werden können. Aber mal radikal gedacht: wie können dann die berechtigten Anliegen und Rechte der Natur anders als nur appellativ und symbolisch einbezogen werden?
Sendung Dlf Essay und Diskurs, Sonntag 31.3.2024, 9.30 Uhr
Die heiße Phase beginnt – Wie kann man durch Erzählen vom Denken der Krise ins Handeln kommen?
Panel am 9.3. um 17:30 Uhr, Moderation Thorsten Jantschek, Foyer
Wie verändert sich durch die Probleme, die durch den Klimawandel entstehen, das Verhältnis von Mensch und Natur? Für ein reines Bewahren der Umwelt ist es längst zu spät, zu deutlich haben sich die Spuren der Ressourcenausbeutung bereits in den Planeten eingeschrieben, zu wichtig sind technische Lösungen geworden. Auch wenn wir nicht die letzte Generation sind, müssen wir heutzutage ständig ausloten, ob das technisch Mögliche auch das natürlich Nötige ist. Dazu ist es wichtig, welche Bilder wir für die Handlungsoptionen finden, wie wir sie erzählen, um weder bei menschlicher Hybris noch bei tatenloser Demut zu verharren.
Es diskutieren die Meeressoziologin Tanja Bogusz, die Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Heyne und die Journalistin und Podcasterin Sarah Zerback.
Kurzfristige Änderungen im Programmablauf sind möglich.