Konsum und Konkurs (2/6) - Abschiedstour durchs Warenhaus

    Damenabteilung

    Ein Foto der Fassade von Galeria in Bonn. Die Fassade ist von unten fotografiert, so dass man schräg hoch zu den Lettern des Firmennamens schaut. Die Filiale ist vor einen Hintergrund gelegt, der an eine Retro-Tapete aus den 70ern erinnert.
    Galeria in Bonn © © imago / Marc John / Grafik Deutschlandradio [M] uo
    Von Manuel Gogos und Christoph Spittler |
    Die Autoren verlaufen sich in die Damenabteilung. In Troisdorf bei Köln treffen sich 150 ehemalige Hertie-Verkäuferinnen zu einem Revival. Die Filiale wurde vor 40 Jahren geschlossen. Dafür gibt es Late Night Shopping in Bonn.
    Noch heute treffen sie sich, um ihre Erinnerungen auszutauschen Doch die Zeit im Warenhaus war derart prägend für die Angestellten, dass sie nostalgisch, wie im Bernsteinlicht daran zurückdenken. Die ehemaligen Verkäuferinnen erzählen, wie sie damals für Herties Promotion eingespannt wurden, als Mannequin im Pelz mit Ansteckblume.
    Laut Emile Zolas Kaufhaus-Roman „Das Paradies der Damen“ (1884) ist das Warenhaus von Anfang an auf die „Psychologie der Frau“ zugeschnitten: Es ist ihre Schaulust, die zu Kauflust führt. Doch auch der Verkauf wird zur weiblichen Domäne, die Verkäuferin soll den verführerischen Reiz der angebotenen Ware am eigenen Leib demonstrieren.
    Als die Galeria in Bonn im Oktober 2024 zum Late Night Shopping einlädt, stehen über 2000 Menschen Schlange. Highlight ist die nächtliche Modenschau, wo professionelle Models Dessous zeigen, die sich anfühlen sollen, “als hätte frau nichts an”. (864)

    Konsum und Konkurs. Abschiedstour durchs Warenhaus (2/6)
    Teil 2: Damenabteilung
    Autoren: Manuel Gogos und Christoph Spittler
    Regie: Philippe Brühl
    Deutschlandfunk 2025

    Zu Teil 1 der Serie Konsum und Konkurs. Abschiedstour durchs Warenhaus (1/6)

    Teil 3 am 08.05.2025, 20.30 Uhr, Deutschlandfunk

    Manuel Gogos, 1970 in Gummersbach geboren, ist Sohn deutsch-griechischer Eltern und lebt in Bonn. Der promovierte Literaturwissenschaftler ist Autor und Ausstellungsmacher.
    Zu seinen Arbeiten gehören zahlreiche Radio-Features, Fernseh-Dokumentationen und u.a. das von der Kulturstiftung des Bundes initiierte »Projekt Migration« für das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD).
    Gogos war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar der Universität Bonn, Literaturkritiker und hatte Lehraufträge u.a. an der Humboldt-Universität.

    Christoph Spittler, geboren 1969 in Niedersachsen und aufgewachsen in Salzgitter-Bad, ist seit seinem Ethnologiestudium begeisterter Milieusurfer. Seit Anfang der 90er lebt er in Berlin. Überall entdeckt er fremde Kulturen und ist fasziniert von Glanz und Elend des globalen Kapitalismus. Seit 1993 hat Spittler zahlreiche Radio-Features produziert, zuletzt „Böse Orks, gierige Ferengi“ über Rassismus in Fantasy und Science Fiction (2024) sowie „Vermaledeit seyst du. Geschichte der Hassrede“ (2023) „Going native. Die Faszination des kulturellen Seitenwechsels“ (2022) im Deutschlandfunk.

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