Die Ausstellung "Nordwest -Kunst aus Nordwestmecklenburg" ist bis zum 10. Juni 2018 im Schloss Plüschow zu sehen.
Grevesmühlen - im "Eck"
"Das Eck" ist ein Raum für Kunst und Kreativität in Grevesmühlen, einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Nationalität, Sprachkenntnisse oder künstlerische Begabung spielen hier keine Rolle. Jeder kann mitmachen, wenn die Künstlerin Renate Schürmeyer Farben, Papier und Pinsel auspackt.
Es hätte einer dieser vergessenen Orte im Osten Deutschlands werden können. Jägerzaun, Spitzengardinen, Holztresen. Eine alte leerstehende Gaststätte gegenüber dem Bahnhof Grevesmühlen. Bürgermeister Lars Prahler (parteilos) gibt zu, dass die Stadt die Immobilie vor einiger Zeit zunächst "ohne weitere Idee" gekauft hat. Den Plan, den Ort mit neuem Leben zu füllen, brachte Renate Schürmeyer mit.
Neue Heimat
Der 60-Jährigen geht es mit ihrem Kunstprojekt aber nicht darum, besondere Techniken zu vermitteln, sondern gemeinsam etwas zu gestalten. Ob neuer Gartenzaun, Mosaik an der Hausfassade, Ölgemälde oder Bleistiftzeichnungen, "durch den kreativen, schöpferischen Prozess werden Hemmschwellen überwunden, es entsteht das Gefühl teilzuhaben und dazuzugehören". Jeden Mittwochnachmittag kommen im "Eck" in Grevesmühlen ganz unterschiedliche Menschen zusammen - Kinder und Rentner, Muslime und Christen, Menschen mit Behinderung und Geflüchtete aus Eritrea, Mauretanien oder Syrien.
Es wird nicht nur gebastelt und gebaut. Nebenbei verbessern die Geflüchteten ihre Deutschkenntnisse und die Einheimischen erfahren mehr über afrikanische und arabische Kulturen. Renate Schürmeyer glaubt, dass mit dem "Eck" sogar eine "neue Heimat" entstehen könne.
Rechtsextreme Nachbarn
Für Renate Schürmeyer ist "Heimat" schon länger ein Thema, nicht erst seitdem es konservative und rechte Politiker wieder populär gemacht haben. Die Künstlerin stammt zum einen selbst aus einer Familie von Kriegsflüchtlingen, zum anderen beschäftigt sie sich in ihrer Arbeit immer wieder mit den Themen Grenzen, Flucht und Vertreibung. In Grevesmühlen gibt es mit dem Thing-Haus auch einen Treffpunkt Rechtsextremer, und wenige Kilometer entfernt liegt Jamel, ein Dorf "völkischer" Siedler. Renate Schürmeyer und ihrem Mann Johannes ist es wichtig, den öffentlichen Raum nicht Rassisten und Populisten zu überlassen, sondern ihn gemeinsam mit den Geflüchteten zu nutzen. Sei es im Garten vor dem "Eck", auf Stadtfesten oder Kulturveranstaltungen. "Es geht darum, Begegnungen zu schaffen", sagt Renate Schürmeyer.
Die Heimatbeauftragte
Heimat gebe Identität und emotionale Stabilität und Heimatbewusstsein sei eine wichtige Quelle gesellschaftlichen Zusammenhalts, sagt die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern und investiert deswegen bis zum Jahr 2020 eine Summe von 7,5 Millionen Euro in die "Heimatpflege". Im Mikrokosmos-Gespräch erklärt die Landesbeauftragte für die Umsetzung des Heimatprogramms, Susanne Bliemel, wie sie ein modernes Bild von Heimat prägen will und welche Rolle die Kunst dabei spielt.