Mikrokosmos

Theater Demenzionen

43:48 Minuten
Theateraufführung des Theaters Demenzionen
Das Theater Demenzionen in Aktion © Jessica Höhn
Von Marius Elfering |
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Dem „Theater Demenzionen“ kommt es nicht vorrangig auf den Inhalt seiner Stücke an. Sondern darum, eine Welt der Erinnerungen zu schaffen, die animiert mitzumachen und so Menschen mit Demenz aus ihrer Isolation holt. Das gelingt mit einfachen Stücken, die vom Verreisen oder vom Heimkehren handeln.
Rund 1,6 Millionen Menschen leben in Deutschland laut Bundesforschungsministerium mit einer Demenz. Jedes Jahr kommen weitere 300.000 dazu. Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen hat sich in den vergangenen 20 Jahren aber kaum weiterentwickelt, sagt Demenzforscher Johannes Pantel von der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Was lässt sich also abseits der Medizin tun, um den Erkrankten das Leben zu erleichtern? Ein Ansatz ist die Beschäftigung mit Bildender Kunst und Theater.
Szenen aus dem Alltag
Dass Theater Demenzerkrankten helfen kann, davon ist Jessica Höhn überzeugt. 2013 gründete sie das Theaterensemble "Demenzionen". Über Zeitungsannoncen suchte sie Laiendarsteller, die damals mindestens 55 Jahre alt waren. Mit ihnen probte sie einfache Theaterstücke ein, die Szenen aus dem Alltag der 1950er- und 60er-Jahre darstellen. Höhn ist es wichtig, dass sich die Schauspieler mit den dargestellten Situationen identifizieren können und sich so besser in ihr Publikum hineinversetzen. Mittlerweile besteht das Ensemble aus zwölf männlichen und weiblichen Darstellern, die in wechselnder Besetzung in Pflegeeinrichtungen auftreten.

Mitmachen statt nur dabei sein
Das Theater Demenzionen beim Spielen einer Szene
Eine Szene des Theater Demenzionen © Deutschlandradio/Marius Elfering
Sowohl Höhn als auch die DarstellerInnen sind immer wieder beeindruckt, welche Wirkung die Stücke auf Menschen mit Demenz haben können. Durch stereotype Erzählungen und viel Musik schaffen es die Darsteller, Erinnerungen bei ihren Zuschauern zu reaktivieren. Das gelingt auch indem das Publikum während der Stücke aufgefordert wird, aktiv mitzumachen. Die Demenzerkrankten werden dann selbst Teil der Handlung, sie rufen Anregungen auf die Bühne oder spielen gar selbst mit.
Kultur als Therapie
Von der therapeutischen Wirkung von Kunst und Kultur auf Menschen mit Demenz ist auch Johannes Pantel überzeugt. Er ist der Leiter des Fachbereichs Altersmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt und forscht seit Jahren zu Demenz. "Dass man mit zwischenmenschlicher Interaktion heilsame Wirkung erzielen kann, das ist so alt wie die Medizin", meint er. Allerdings müssten die Therapeuten auch darauf gefasst sein, negative Erinnerungen wachzurufen. Wenn sie aber wissen, wie sie damit umgehen müssen, dann können sich auch Demenzerkrankte an Museumsführungen, Theaterstücken und Konzerten erfreuen.
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