"Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!"

Von Peter Leusch und Ingeborg Breuer |
Im WM-Finale 2006 hat der Italiener Marco Materazzi den Franzosen Zinedine Zidane grob beleidigt. Zidane flog nach seiner Reaktion, einem Kopfstoß, vom Platz. Und so hat vielleicht eine Beschimpfung die jüngste Fußballweltmeisterschaft entschieden.
Nicht immer ist Schimpfen ein solch spektakulärer Akt. Aber es gehört zum Alltag in jeder Gesellschaft und Kultur hinzu. Überall wird nach Kräften geflucht und gepoltert, wird Dampf abgelassen: "Mistwetter", "Scheißjob", "verdammte Blechkiste". Und die anderen, über deren Verhalten wir uns ärgern, kriegen Vulgäres zurück: "Idiot", "Schwachkopf", "blöde Kuh".

"Schlag ihn tot, den Hund! Er ist ein Rezensent.", schrieb einst Goethe. Und Joschka Fischer ließ sich 1984 im Bundestag gegenüber Richard Stücklen zu dem Kraftausdruck hinreißen: "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch."

Die Völker bevorzugen beim Schimpfen unterschiedliche Codes. So wird das allgegenwärtige "Fucking" amerikanischer Filme im Deutschen regelmäßig mit "Scheiß" synchronisiert.

Schimpfwörter haben nicht in allen Kulturen dieselbe Wertigkeit. Ein Araber etwa, der von einem Deutschen als "Kamel" bezeichnet wird, würde die Beschimpfung gar nicht verstehen, ist doch in seinen Augen das Kamel ein kluges Tier.