Hörspiel über eine historische RAF-Debatte

Peymannbeschimpfung

Der Intendant des Berliner Ensemble, Claus Peymann
Der Intendant des Berliner Ensemble, Claus Peymann © AP
Von Helgard Haug, Daniel Wetzel |
• Doku-Hörspiel • Als der Theaterintendant Claus Peymann etwas Geld zur Zahnbehandlung der vier in Stammheim einsitzenden RAF-Terroristen spendet, steht das Land Kopf: Verurteilungen, Morddrohungen, Beschimpfungen, solidarische Anerkennung.
1977: Ein „wackerer Zahnarzt“ aus einer anderen Stadt traute sich, den in Stuttgart-Stammheim einsitzenden RAF-Mitgliedern die Zähne zu behandeln. Eine Mutter bittet deutsche Prominente, den offen gebliebenen Teil seiner Rechnung zu begleichen. Schauspieldirektor Claus Peymann berappt einen kleinen Betrag und hängt das Schreiben im Staatstheater ans Schwarze Brett: Spenden könnten bei der Sekretärin abgegeben werden.
Monate später geraten Spende und Aushang in die Schlagzeilen und lösen eine Gesinnungsschlacht aus, in deren Folge das Stuttgarter Schauspielensemble fast geschlossen die Stadt verlässt. „Peymannbeschimpfung“ verarbeitet die Briefe und Verlautbarungen dieser Auseinandersetzung.

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Woche 9: Krise

Peymannbeschimpfung
Von Helgard Haug, Daniel Wetzel

Mit: Margarita Broich, Claus Peymann, Bärbel Noack, Rolf Otto, Gabriele Vogler-Stump, Alexander Tamburlini, Inge Bauer-Mantel, Martin Lambrecht, Heike Schotters, Manfred Rommels
Ton: Dirk Schwibbert
Produktion: Autorenproduktion für DKultur 2007, in Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart, dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Staatsarchiv Ludwigsburg
Länge: 53'40

Helgard Haug und Daniel Wetzel, beide 1969 geboren, gehören zum Künstlerkollektiv Rimini Protokoll. Sie entwickeln Stücke für die Bühne, im Stadtraum und für das Radio. Im Rahmen des Formats „Radioortung“ von Deutschlandfunk Kultur entstand 2012 aus Stasi-Unterlagen das Hörspiel und der Audiowalk „50 Aktenkilometer“. 2008 Hörspielpreis der Kriegsblinden, 2011 Silberner Löwe der Theaterbiennale Venedig für das Gesamtwerk von Rimini Protokoll. Deutscher Hörbuchpreis 2015 für „Qualitätskontrolle oder Warum ich die Räuspertaste nicht drücken werde“ (WDR 2014). Zuletzt: „16 Szenen für einen Wald“ (Burg Hülshoff – Center for Literature 2022).

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