Am Freitag, 3. März im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung
Preisverleihung für "Pisten" über koloniale Vergangenheit Namibias
"Pisten" erhält die Auszeichnung Hörspiel des Jahres 2022. Auf einer Reise nach Namibia beginnt für die französisch-senegalesisch-ivorische Autorin und Schauspielerin Penda Diouf die Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte des Landes.
Verleihung Hörspiel des Jahres
Hörspiel des Jahres, verliehen von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste (DADK) mit der Jury zum Hörspiel des Jahres 2022, und den Jury-Gastgeberinnen- und Gastgeber Deutschlandfunk Kultur
Moderation: Britta Steffenhagen
Musik: Akiko Ahrendt und Friedemann Dupelius
Musik: Akiko Ahrendt und Friedemann Dupelius
Begründung der Jury
„Pisten“ von Penda Diouf erzählt von tiefsitzenden, körperlichen wie seelischen Wunden, die nur schwer bis gar nicht verheilen, u.a. weil von ihnen noch immer zu wenig gesprochen wird.
Dieser autobiographische Theatermonolog geht unter die Haut, und in der herausragenden Hörspielfassung, inszeniert von Christine Nagel und gesprochen von Abak Safaei-Rad, noch viel mehr.
In dem Text verwebt die französisch-senegalesisch-ivorische Autorin und Schauspielerin ihre eigene Geschichte als 1981 in Dijon geborene Tochter afrikanischer Eltern mit der Geschichte und Gegenwart von Kolonialismus und Rassismus gegenüber Schwarzen* Menschen und deren Widerstand dagegen.
"Pisten" von Penda Diouf
Im Zentrum des Hörspiels steht eine Reise, die Penda Diouf 2010 nach Namibia unternahm. Ausgangspunkt dieser Reise ist eine Lebenskrise der Ich Erzählerin, die in einer Depression gipfelte, welche aus den unterschiedlichen rassistischen und traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend resultierte.
Schlaglichtartig erfahren wir von ihnen, durch die Beschreibung von bedrückenden Szenen wie z.B. der, als ihr beim Karneval im Gegensatz zu den anderen Kindern die schwarze Farbe im Gesicht verwehrt wird, weil sie ja schon Schwarz sei, oder der Szene der Verabschiedung von ihrem von Rassisten in Frankreich ermordeten Onkel in der Leichenhalle.
Durch ihre Reise erhält das individuelle Schicksal der jungen Frau jedoch eine historische und politische Dimension, da sie mit der Geschichte Namibias konfrontiert wird: Zum einen mit den Spuren der Apartheid, da Namibia von 1915 bis 1990 von Südafrika besetzt war, zum anderen v.a. aber auch mit den Spuren des Völkermords an den Herero und Nama, der in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch Südwestafrika (1884 1915) unter dem preußischen General Lothar von Trotha mit Unterstützung des deutschen Kaisers Wilhelm II. begangen wurde.
Bearbeitung und Regie: Christine Nagel
Mit: Abak Safaei-Rad
Musik: Niko Meinhold
Gesang: MFA Kera, Naima Schmitt und Diane Davenport sowie Kinder der Märkischen Grundschule Berlin-Reinickendorf
Dramaturgie: Michael Becker
Produktion: NDR
Erstsendedatum: 15.06.2022
Länge: 79'59‘‘