Alltagsrassismus
Im Schwerpunkt “Alltagsrassismus” haben wir Stücke zusammengestellt, die den alltäglichen Rassismus in einer künstlerischen Form verhandeln und ihm auf ihre je eigene Art und Weise etwas entgegensetzen.
"Und woher kommst du… wirklich?" Diese Frage kriegen manchen Menschen in Deutschland häufiger gestellt, andere weniger oder gar nicht. Den Befragten wird damit unterstellt sie könnten aufgrund ihres Aussehens oder ihres Namens nicht aus Deutschland sein und es ihre Heimat nennen. Mit der insistierenden Nachfrage wird implizit von ihnen erwartet sich zu erklären und zu rechtfertigen. Dies ist nur ein Beispiel für unterschiedliche rassistische Erlebnisse, die Menschen in Deutschland täglich machen. Im Schwerpunkt "Alltagsrassismus" haben wir Stücke zusammengestellt, die auf ihre je eigene Form diesem alltäglichen Rassismus etwas entgegensetzen und ihn in einer künstlerischen Form verhandeln.
Massimo Maio hat mit Cynthia Micas und Rami Hamze ein Gespräch zu ihren Hörspiel-Arbeiten geführt. Hier können Sie das Gespräch nachhören:
Als Schauspielerin Afrodeutsche sein: Dabei trifft man ständig auf Widerstände. Als Afrodeutsche Schauspielerin sein: Das ist nicht widerständig genug. Diese Festlegungen lässt Cynthia Micas sich nicht gefallen. In dem Hörspiel "Afrodeutsch" umkreist sie ihre Geschichte als junge afrodeutsche Frau und Schauspielerin in Deutschland. Eine vielstimmige Suche nach einer afrodeutschen Identität zwischen Alltagsrassismus und Self-Empowerment.
Rami Hamze, geht in "Wat is, Rami?" unter anderem der Frage nach wie er als deutscher Araber und gebürtiger Ostwestfale mit alltäglichen Rassismus umgehen soll. Diverse Szenen aus seinem – und nicht nur seinem Leben begleiten diesen Reflexions- und Findungsprozess. Die ironische Selbstbefragung eines deutschen Arabers, der wohlwollend auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft schaut, ihr aber nicht um jeden Preis entsprechen will.
Leyla Yenirce erzählt in ihrem Stück "Reinigungskraft" von der alltäglichen Realität des beruflichen Putzens. Das komponierte Hörstück vermag durch genaue Beobachtungen von kleinen Gesten das ganze Machtgefälle in der Anerkennung offenzulegen und verhandelt impliziten Rassismus aus einer intersektionalen Perspektive, die die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Diskriminierungsformen wie Klassismus, Sexismus und Rassismus in den Fokus rückt. Zwischen dem Rauschen des Staubsaugers und Geräusch von fließendem Wasser blitzen Synthesizer-Flächen auf und eine Wut bricht sich Bahn.
Im Hörspiel "Hostel" von Stefan Panhans liefern sich fünf prekär und flexibel reisende Kulturarbeiter:innen unterschiedlicher Herkunft einen Spoken Word Battle ihrer Erfahrungen und Träume. Das undeutliche Gefühl, dass irgendetwas immer gestern schon fertig und irgendwo hochgeladen sein sollte, wird in seine Einzelteile zerlegt. Ihre Themen sind der zunehmende Alltagsrassismus, Celebrity-Kult, Rollenklischees, postkoloniale Diversitätsproblematiken und die Übermacht des Ökonomischen.