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Väter und ihre Kinder

"I am your father" (Darth Vader, Star Wars). Ein Mann in voller Rüstung hebt den rechten Arm, die Hand zur Faust geballt und schaut böse in die Kamera.
“I am your father” (Darth Vader, Star Wars) © unsplash / Tommy van Kessel
Die hier zusammengestellten Hörstücke beschäftigen sich mit Beziehungen zwischen Vätern und ihren Kindern.
Unter dem Stichwort "toxische Männlichkeit" ist seit einigen Jahren eine Debatte über die kritische Reflexion unterschiedlicher Konzepte von Männlichkeit im Gange. Sie setzt sich besonders mit schädlichen Ausprägungen des stereotypen Bildes eines starken und unbesiegbaren Mannes als dominantes Identifikationsangebot auseinander. Neben unterschiedlichen langfristigen Forschungen über den Wandel des Rollenverständnisses von Vätern zeigt auch die Popularität von Sachbüchern wie "Boys don’t cry" die zunehmende Aufmerksamkeit, die das Thema seit einigen Jahren bekommt. Das Buch hat der Autor Jack Urwin als Reaktion auf den Tod seines Vaters geschrieben. Die Vaterrolle ist mit den Männlichkeitsbildern unserer Kultur eng verwoben und bildet eine Schnittstelle zwischen den Diskursen über Männlichkeit und der Frage nach Familienkonzepten, familiären Rollen und Generationenkonflikten. Im Schwerpunkt "Väter und ihre Kinder" versammeln wir Hörstücke, in denen die Beziehungen zwischen Vätern und ihren Kindern eine zentrale Rolle spielen.
Dirk Laucke schaut nach Bitterfeld im Jahr 2002 - das kann alles Mögliche sein. Zum Beispiel beschissen, findet Sohn Phillipp. Seine Mutter ist in den Westen, schlimmer noch, nach Bayern abgehauen. Sein Vater Hermann schiebt seitdem den Blues. Und Phillip muss Erde im Park verteilen (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Aufschwung Ost). Hermann schreibt einen Brief an Margot Honecker, von der er sich Hilfe für seinen perspektivlosen Sohn erhofft. Und Philipp zeichnet inzwischen mit einem Aufnahmegerät alles mögliche auf um sich für ein Medienkunststudium zu bewerben: sich selbst, seinen Vater und Bitterfeld im Jahr 2002. Arbeitstitel seines Projektes: "Ein paar Dinge, die ich loswerden wollte".
Die Auseinandersetzung mit den eigenen Vätern nimmt meist auch kein Ende, wenn wir aus dem elterlichen Zuhause ausgezogen sind und geht häufig noch über den Tod hinaus. Auf den Generationenwechsel ist man besser vorbereitet. She She Pop stellt sich in ihrem Hörspiel "Testament" dieser Aufgabe und bedient sich unter anderem des Literaturkanons. Wenn es darum geht, die Konflikte, die jedem Generationswechsel innewohnen, auf die Bühne zu bringen, liegt schließlich nichts näher als Shakespeares "King Lear". In der ersten Szene versucht der alte König mit großer Geste sein Reich an seine drei Töchter zu vermachen und damit eine Absprache für seine Altersvorsorge zu treffen. Er scheitert fatal und das verwundert nicht. Denn von allen Tauschgeschäften, in die wir jemals verwickelt werden, ist dasjenige zwischen den Generationen das komplizierteste und undurchsichtigste. Die Parteien sind irritiert durch allerlei Details wie Schmuckstücke, Stammbäume, Erbfolgen, Erbkrankheiten, Liebesschwüre, Pflegepläne und Schuldgefühle. She She Pop bitten ihre eigenen Väter ins Hörspielstudio und eröffnen einen utopischen Prozess: den Ausgleich zwischen den Generationen.
Seinen Vater kann man sich nicht aussuchen. Es ist eine dieser Verbindungen im Leben, die einfach da ist. Selbst wenn es sich dabei um einen (un-)kaputtbaren, einen saufenden, einen feigen, um einen unsterblichen Alten mit sieben Leben handelt. Alle reden von Papa. Und alle haben Fragen dabei. Denn wie auch immer der Vater diese Verbindung gestaltet: Im Leben seiner Kinder ist die Rolle des Vaters fast immer eine große – häufig auch unabhängig davon, ob die Kinder dies wollen oder nicht. Eine reale Väterzertrümmerung, ein gefaktes Unsterblichkeitsfest, ein Abgesang in Liedern, von Weihnachten bis Mitternacht. Martin Becker und Schorsch Kamerun laden in ihrem Hörspiel "Väter haben sieben Leben" zu einer Gala über das Wesen des Erzeugers.
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