Sie ist eine Skythin!

Von Barbara Kerneck |
1992 barg eine russische Archäologin im Hochaltaigebirge die über 2000 Jahre alte Mumie einer vornehmen jungen Skythin. Der Fund liegt heute im siebenhundert Kilometer entfernten Nowosibirsk. Die Skythen, europide Stämme mit iranischer persischer Sprache, waren der Schrecken der Antike. Sie kamen ab 800 vor unserer Zeitrechnung als Reiternomaden aus dem heutigen China nach Südsibirien.
Von dort aus führten ihre Züge bis an die Oder und auf die Krim. Ab 200 vor Chr. wurden sie von den Sarmaten und Hunnen ausgelöscht.

Die heute als "Altaier" bezeichneten Stämme sind mongolischer Herkunft und sprechen Turksprachen. Sie bilden knapp ein Drittel der beiden zur Russischen Föderation gehörenden Verwaltungseinheiten "Republik Altai" und "Altaiisches Gebiet". Die Mehrheit dort machen die Russen aus.

In der skythischen Mumie erblicken die Altaier ihre Urmutter, in ihrer Entfernung aus der Region ein Symbol für die eigene Diskriminierung. Doch mit welchem Recht nennen sie selbst sich Nachfahren der Skythen?

Eine poetische Reise hinter die Sieben Berge, wo China und Europa miteinander verschmelzen, ebenso wie die Gegenwart mit der fernen Vergangenheit.