Skat unterm Stacheldraht

Von Henry Bernhard |
Vier Männer sitzen in einer Arbeitspause neben ihrer Planierraupe und spielen Skat. Ein netter Polizist gesellt sich dazu, man freundet sich an und tauscht fortan Geschenke aus: Zeitschriften, ein Autoradio. Eine banale Geschichte, möchte man meinen.
Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass die vier Männer im Jahr 1981 dabei sind, die innerdeutsche Grenze zu befestigen, dass der nette Polizist zur Bayerischen Grenzpolizei gehört und dass ein DDR-Offizier bei den Treffen dabei ist, bekommt die Geschichte eine andere Dimension.

Vier der Männer werden fliehen; die DDR will sie mit allen Mitteln zurückholen. Mit dem Versprechen auf Straffreiheit und baldige legale Ausreise kehren sie zurück.

Die Stasi interessierte sich indessen sehr für Fotos, die einen bayerischen Polizisten mit Kalaschnikow und einen DDR-Grenzer mit bayerischer Dienstmütze zeigen. Eine Geschichte ganz normaler Menschlichkeit im Schatten von Minen, Selbstschussanlagen, Panzersperren und Stacheldraht, wo man sonst auf Flüchtende wie auf Hasen schoss.


Manuskript zur Sendung als pdf oder im barrierefreien Textformat.