Als Berlin geschändet wurde

Straße der Verlorenen

Deutsches Reich Freistaat Preussen (1918-1945); Berlin: Krawalle und Plünderungen verursacht durch die Lebensmittelteuerung. Razzia der Sicherheitspolizei in der GrenadierstraÃe. - November 1923 - Aufnahme: Walter Gircke Originalaufnahme im Archiv von ullstein bild || Mindestpreis 20 Euro
Sicherheitspolizei in der Berliner Grenadierstraße nach Krawallen und Plünderungen, November 1923 © picture alliance / ullstein bild / Gircke
Von Karsten Krampitz |
Bereits im Krisenjahr 1923 schlug der verbale Antisemitismus in physische Gewalt um. Zehn Jahre vor Hitlers Machtübernahme wurden Juden geschlagen, beraubt und halbnackt durch die Straßen getrieben.
Im November 1923 kam es in ganz Deutschland zu Hungerprotesten, zu Überfällen auf Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte. Doch nur in Berlin im Scheunenviertel, wo viele ostjüdische Migranten lebten, hatten die Proteste einen antisemitischen Charakter.
Nur hier gab es ein Pogrom, zog der Mob prügelnd und plündernd durch die Grenadierstraße, die unter dem preußischen Kurfürsten einst „Verlorne Straße“ hieß. „Die antisemitische Saat ist aufgegangen“, schrieb der sozialdemokratische Vorwärts Tage später in seinem Leitartikel. „Berlin hat sein Judenpogrom gehabt. Berlin ist geschändet worden.“
Karsten Krampitz‘ Augenmerk gilt vor allem den Opfern, die in den damals angefertigten Protokollen zu Wort kommen.

Straße der Verlorenen
Als Berlin geschändet wurde
Von Karsten Krampitz

Regie: Wolfgang Rindfleisch
Es sprachen: Rabbi Joel Berger, Frauke Poolman, Axel Wandtke, Steffen Schorty Scheumann
Ton: Christoph Richter
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Deutschlandfunk 2023

Karsten Krampitz ist Schriftsteller und Historiker. Aktuell erschien von Ihm "Pogrom im Scheunenviertel. Antisemitsmus in der Weimarer Republik und die Berliner Ausschreitungen 1923(Verbrecher).

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