Tagebücher aus dem All
Die Flug- und Weltraumabenteuer von Reinhard Furrer
Von Tobias Nagorny
Regie: Giuseppe Maio
Sprecher: der Autor
Ton: Kay Poppe
Produktion: RB/SR 2022
Länge: ca. 54'30
Die Flug- und Weltraumabenteuer des Reinhard Furrer
Auf Flügen im Weltraum dokumentierte Reinhard Furrer seine Erfahrungen. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Tagebücher aus dem All

Reinhard Furrer war Wissenschaftler und Abenteurer. Auf Flügen über den Atlantik und im Weltraum dokumentierte er seine Erfahrungen in Echtzeit auf Kassetten. Das Feature gibt diesen einzigartigen Dokumenten Raum und zeichnet Furrers Leben nach.
Er wollte Grenzen ausloten – die eigenen und die unserer Welt. In einem kleinen einmotorigen Flugzeug überquert er den Atlantik. Sein Ziel: Ecuador. Ganz auf sich allein gestellt fliegt Reinhard Furrer über tausende Kilometer Ozean. Im Sichtflug geht es über Island, den lebensfeindlichen Eisschild Grönlands und die Seen und Wälder Kanadas. Er fliegt über den Sankt-Lorenz-Strom und durch die gigantischen Wolkentürme am Äquator, wo sich die Winde der Nord- und Südhalbkugel vereinen.
Von den Eindrücken überwältig spricht er seine Erfahrungen in ein Tonbandgerät. In diesen Zustand der Einsamkeit und Konzentration beschreibt der promovierte Physiker geradezu poetisch die Naturgewalten und seine Gefühle während dieses 76-stündigen Alleinflugs. Das war 1981.
Vier Jahre später startet Furrer als Wissenschaftsastronaut mit dem Space-Shuttle Challenger ins All. Bis heute einzigartig: er spricht auch hier seine unmittelbaren Erfahrungen während des Raketenstarts und Weltraumflugs in ein kleines Diktiergerät.

In der US-Raumfähre "Challenger" im Jahre 1985 (von lks.): Dr. Reinhard Furrer, Dr. Bonnie Dunbar, Dr. Guion Bluford, Dr. Wubbo Ockels und Dr. Ernst Messerschmid (beim Überschlag)© picture-alliance / dpa
Sein Tagebuch aus dem Orbit ist das Tondokument eines Grenzgängers. Bei seinen über 100 Erdumrundungen versucht er tief bewegt diese neuen Bilder auf Kassette festzuhalten. Wie im Rausch beschreibt er die unermessliche Schwärze des Weltraums, die Unendlichkeit des Alls und das Gefühl, nicht mehr Teil der Erde zu sein. Nach siebentägiger Mission kehrt die Challenger sicher zur Erde zurück – nur zwei Monate später explodiert das Space Shuttle kurz nach dem Start.
Was hat Reinhard Furrer als Mensch und Wissenschaftler angetrieben? Neben den Originalaufnahmen kommen in der Dokumentation auch seine Wegbegleiter zu Wort, die deutschen Astronauten Ernst Messerschmid und Ulf Merbold, sowie seine Schwester Gisela Furrer. Reinhard Furrer starb im Jahr 1995 bei einem Flugzeugabsturz.
Tobias Nagorny, geboren 1979 in Oldenburg, studierte Germanistik in Hamburg. Er arbeitet als Hörfunkautor und -redakteur beim Kulturprogramm Bremen Zwei (RB) und erhielt 2011 den Kurt-Magnus-Preis der ARD. Seit 2019 ist er Feature-Redakteur bei Radio Bremen.