Erinnerungen an einen Euthanasiemord
1943 ist Tante Trude in der Klinik gestorben. So erinnern sich Angehörige an einen Euthanasiemord. Sie saß bei Onkel Heinz auf dem Schoß, hatte einen Tobsuchtsanfall. Da hat er sie weggefahren in die Anstalt. Unsere Autorin beschloss hinzufahren, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen, an dem das damals als unwert erachtete Leben ausgelöscht wurde. Sie will wissen, ob es ein furchteinflößender, trister Ort ist, und was Trude sah, bevor sie starb.
Gertrud Ferchland war die Schwester meiner Urgroßmutter, eine alleinstehende Architektin und Lehrerin, von den meisten ihrer Angehörigen hoch verehrt ob ihrer Intelligenz und ihres Fleißes. Sie starb im Februar 1943 in der Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde in der damaligen Provinz Brandenburg. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde sie dort Opfer des sogenannten Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten.
Das Klinikpersonal in Meseritz-Obrawalde tötete Tausende Patienten durch gezielte Vernachlässigung, durch Mangelernährung oder Giftinjektionen. In der offiziellen deutschen Erinnerungskultur hatten die "Euthanasie"-Opfer lange Zeit keinen festen Platz, im Familiengedächtnis sah es oft ähnlich aus. Eine Spurensuche am Ort des Verbrechens und in der Erinnerung der Angehörigen und nachfolgenden Generationen.
Produktion: DLF 2016