30 Jahre Amnesie
Von Lilian Baum und Fritz Apfel
Regie: die Autoren
Es sprachen: Maya Bothe, Loxy Madlin Diercks, Susanne Flury, Thomas Anzenhofer, Andreas Laurenz Maier, Elias Reichert
Ton und Technik: Gunter Rose, Christoph Riesberg und Thomas Widdig
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Dlf/SWR 2019
30 Jahre Amnesie
43:50 Minuten
30 Jahre nach der Niederschlagung der Studentenbewegung 1989 ist das Schweigen in China zur Norm geworden. Der schwarze Fleck in der Erinnerung wird kaum mehr wahrgenommen; Zensur funktioniert nahezu lückenlos. Wie erinnert sich die Generation, die das Massaker miterlebt hat? Was hingegen wissen die um 1989 Geborenen?
Ein einzelner Mann vor einer Panzerkolonne – das Bild des 'Tank Man' ist eines der bekanntesten Pressefotos des 20. Jahrhunderts. In China selbst jedoch erkennt kaum ein junger Mensch diese Szene. 30 Jahre nach der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste am 4. Juni 1989 trägt die Zensurmaschinerie ihre Früchte.
In einer Vielzahl chinesischer Städte demonstrierten Studierende in den 1980er für politische Reformen. Nachdem Verhandlungen zwischen Parteivertretern und Sprechern der Bewegung gescheitert waren, ordnete Machthaber Deng Xiaoping die gewaltsame Auflösung der Proteste durch schwer bewaffnetes Militär an. Zahlreiche Menschen wurden verletzt und getötet. Genaue Opferzahlen sind bis heute unbekannt.
Politik interessiert heute nur die wenigsten jungen Menschen in China. Wer kritisch denkt, wird kaum Karriere machen. Wie also schauen Vertreter ihrer Generation auf die Geschehnisse, die ihre Eltern unmittelbar betrafen? Ist ihnen bewusst, dass der 4. Juni das bis heute sensibelste Datum Chinas ist?
Aufklärung oder öffentliche Trauer sind bis heute untersagt. Wie geht es denjenigen, die vor 30 Jahren mit ansehen mussten, wie Menschen niedergeschossen wurden? Wie sehen sie die Entwicklung Chinas, während der Wettbewerb immer wichtiger wird, und die Einflussnahme des Staatsapparats ständig zunimmt?
Das Feature stellt Stimmen zweier chinesischer Generationen gegenüber und beleuchtet so, wie die staatlich orchestrierte Amnesie die Weltmacht China charakterisiert.
China versucht jede Berichterstattung über das Tienanmen-Massaker zu unterbinden. Die Namen der Autoren sind deshalb Pseudonyme. Das ermöglicht ihnen auch künftig Reisen und Recherchen in China.