Bearbeitung: Helmut Peschina
Regie: Marguerite Gateau
Mit: Matthias Habich, Lisa Hrdina, Verena von Behr, Erika Skrotzki, Peter Matić, Max von Pufendorf, Maren Kroymann, Laurenz Laufenberg u.a.
Komposition: Christian Zanesi
Ton: Jean Szymczak
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2015
Länge: 59 min
Eugénie Grandet (1/3)
Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste entschied sich für "Eugénie Grandet" als Hörspiel des Monats März. Sie können auch den zweiten (02.03.) und dritten Teil (09.03.) nachhören.
Die Begründung der Jury
Die Wahl des Stoffes, die unbedingte Liebe und Treue, wird dramaturgisch zu einem spannenden Lehrstück über die moderne Gesellschaft, in der das Geld zum höchsten Wert erklärt wird und in der für zwischenmenschliche Gefühle kein Raum zu sein scheint. Der "verderbten Welt" versucht die anrührende Eugénie Grandet zu trotzen. Auch wenn Geiz und Habgier in Balzacs Roman, der 1834 als Teil seiner grandiosen "Comédie humanine" erschienen ist, schließlich doch siegen, so haben sie nicht das letzte Wort. Es ist die Liebe Eugénie Grandets, die trotz des Verrats des Geliebten, an ihrer konsequenten Haltung festzuhalten versucht.
Ein wichtiger Beitrag zur Dramaturgie liegt in der Musik des Pariser Komponisten Christian Zanesi. Mit klanglichen Icons schafft er es, die Bedeutung eines Erzählstranges in einen Moment zu kondensieren, eigene Gedankenräume herzustellen, während die Erzählung weiterläuft. Er macht den Abgrund, dem die Protagonisten entgegen streben, spürbar. Dabei verteilt er das klangliche Vokabular sparsam und äußerst subtil, verhalten, feinfühlig und präzise.
Es gelingt ihm den Text fast unbemerkt zu transformieren und die Spannung ohne jegliches Pathos bis zum Zerreißen zu steigern. Gelungen sind Hörspiele, die klassische Texte als Vorlagen haben, wenn sie nicht nur eine Spannung erzeugen, die den Hörer in den Bann zieht – und das auch noch bei drei Sendeterminen – sondern wenn es ihnen gelingt, den kanonisierten literarischen Werken durch die
dramaturgischen und technischen Mittel eine ganz eigene, überraschende und aktuelle Bedeutungsebene zu verleihen.
Der Produktion "Eugenie Grandet" nach Honoré Balzac gelingt dies unter der Regie von Marguerite Gateau und in der Bearbeitung von Helmut Peschina absolut
überzeugend.