Versunkene Gesichter

Von Walter Wehmeyer |
Als Angehöriger der deutschen Minderheit in Rumänien erlebte Eginald Schlattner, geboren 1933, noch die Hinwendung der Siebenbürger Sachsen zum Nationalsozialismus. Er wuchs am Fuß der Karpaten auf, studierte bis zu seiner Relegation in Klausenburg evangelische Theologie, wurde von der Securitate 1957 verhaftet und wegen "Nichtanzeige von Hochverrat" verurteilt. Nach Monaten härtester Verhöre hatte er, der überzeugte Kommunist, Informationen über regimekritische Autoren preisgegeben.
In seinem Roman "Rote Handschuhe" rekapituliert Schlattner, der nach seiner Pensionierung noch immer als Gefängnispfarrer tätig ist, die zwei Jahre, in denen er durch die Securitate verhört wurde und ein folgenschweres Geständnis machte. Der teilweise umstrittene Roman offenbart minutiös den Psychoterror des Geheimdienstes und ist zugleich das Zeugnis einer radikalen Selbsterforschung. "Der geköpfte Hahn" hingegen erzählt indirekt von Schlattners Kindheit, als die "Reichsdeutschen" kamen. Und "Das Klavier im Nebel" ist eine Liebesgeschichte im Nachkriegsrumänien, als die Kommunisten den Neuen Menschen erschaffen wollten.

Produktion: Deutschlandfunk 2007