Welcher Art die Wärme ist
Von Carmine Andreotti, Paola De Martin und Melinda Nadj Abonji
Konzept, Bearbeitung und Regie: Erik Altorfer
Mit Katja Bürkle, Olivia Grigolli, André Jung, Carsten Fabian
Komposition: Martin Schütz
BR/SRF 2022
Länge: ca. 75'
Hörspiel des Monats Oktober 2022
"Welcher Art die Wärme ist" - Hörspiel-Collage über Migrationsgeschichten der Schweiz. © picture alliance / Laurent Gillieron
Welcher Art die Wärme ist
Erinnerungen an die eigene Illegalisierung - entstanden durch ein Gesetz, das Schweizer Arbeitsmigrant:innen verbot, mit der Familie zusammenzuleben: Carmine Andreotti, Paola De Martin und Melinda Nadj Abonji erschreiben sich ihre Geschichte - zu Fremdenhass, Nachthimmel und späten Familienzusammenführungen.
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main hat das Hörspiel "Welcher Art die Wärme ist" zum Hörspiel des Monats Oktober 2022 gekürt.
Begründung der Jury:
„Das Hörspiel „Welcher Art die Wärme ist“ beschäftigt sich mit einem bisher kaum beachteten Aspekt der jüngeren - Schweizer - Geschichte. In der dokumentarischen Hörspiel-Collage geht es um Geschichten und Einzelschicksale rund um die europäische Arbeitsmigration, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Form diverser Anwerbeabkommen für sogenannte „Gastarbeiter“ oder „Saisonniere“ einsetzte. Jene darin verhandelten Episoden könnten in ähnlicher Weise auch über die Migration seit den 50er-Jahren in der Bundesrepublik Deutschland erzählt werden. Das Stück nimmt in Form thematisch getrennter und geschickt ineinander verflochtener Schilderungen die Perspektive dreier Autorinnen und Autoren ein, die der zweiten Migrationsgeneration in der Schweiz angehören. (…)
„Das Hörspiel „Welcher Art die Wärme ist“ beschäftigt sich mit einem bisher kaum beachteten Aspekt der jüngeren - Schweizer - Geschichte. In der dokumentarischen Hörspiel-Collage geht es um Geschichten und Einzelschicksale rund um die europäische Arbeitsmigration, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Form diverser Anwerbeabkommen für sogenannte „Gastarbeiter“ oder „Saisonniere“ einsetzte. Jene darin verhandelten Episoden könnten in ähnlicher Weise auch über die Migration seit den 50er-Jahren in der Bundesrepublik Deutschland erzählt werden. Das Stück nimmt in Form thematisch getrennter und geschickt ineinander verflochtener Schilderungen die Perspektive dreier Autorinnen und Autoren ein, die der zweiten Migrationsgeneration in der Schweiz angehören. (…)
Das von 1931 bis 2008 geltende Schweizer „Bundesgesetz über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer“ sollte Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten daran hindern, sesshaft zu werden. Die Arbeitsverträge und Visa galten entweder für jeweils drei Monate oder für ein Jahr. Ein Familiennachzug war seinerzeit nur bedingt möglich, somit konnten in der Schweiz geborene Kinder keinen Aufenthaltstitel erhalten. Ab 1965 konnten Personen, die fünfmal hintereinander sogenannte „Jahresaufenthalter“ waren, ihre Familie zusammenführen. Die bis dahin stattgefundenen Trennungen von Eltern und Kindern hatten über die Jahrzehnte hinweg Traumata zur Folge, über die bislang wenig gesprochen und berichtet wurde. (…)
Das Stück widmet sich in beeindruckender Art und Weise jener im Zuge der äußerst relevanten Beschäftigung mit der eigenen jüngeren Geschichte bisher nahezu sprachlos gebliebenen Bevölkerungsgruppen. Die dramaturgisch geschickten Verflechtungen der einzelnen Geschichten mit der schonungslosen Prosa der Fremdenpolizei sowie die chorisch angeordnete Auseinandersetzung mit euphemistisch-zynischen Begriffen wie etwa „Gastarbeiter“ gleich zu Beginn des Stücks stehen beispielhaft für die überzeugende Bearbeitung und Regieleistung von Erik Altorfer. Die stets unter die sprachlichen Schilderungen als kommentierender Klangteppich gesetzte Musik (Komposition: Martin Schütz) verzahnt sich ebenso geschickt und gänzlich unpathetisch mit den sprachlich-stimmlichen Elementen.
Anschließend:
Hauptsache Hörspiel - Folge 3
Von Hanna Steger, Max von Malotki