Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main hat das Hörspiel "Wes Alltag Antwort gäb" zum Hörspiel des Monats Januar 2023 gekürt.
Wes Alltag Antwort gäb
“Wes Alltag Antwort gäb” bietet als Sendung Zugang zu einem monologischen Gesellschaftsporträt, das eindrücklich und aufwühlend seine Zuhörer bannt. Sie bespricht die Anforderung an das Ich, das im besten Falle stets glänzend und aktiv sein sollte. Der bekannte Drang, sich selbst zu inszenieren und die eigene Geschichte anzupassen, wird von dem nicht unbedingt präsenten Ich des Hörspiels getragen. Fast beklemmend drängt es den Hörenden selbst zu reflektieren und erinnert an den kritischen Blick, den die Gesellschaft auf einen hat, zu denken und das eigene Leben zu hinterfragen.
Ich möchte als Person vorstellbar sein. Vielleicht nicht nachvollziehbar in jedem Punkt, das ist nicht wichtig. Aber vorstellbar. Ich möchte so sein, dass man sich die Mühe macht, sich mich vorzustellen. Am liebsten detailreich natürlich. Es wäre schön, wenn das Interesse lange hielte, bis in die feinsten Verästelungen führte.
Was möchte ich?! Ich möchte mein Gegenüber verstehen, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Wenn ich den Vorteil nicht sehe, breche ich die Kommunikation ab. Manchmal abrupt. Das findet nicht jeder toll, ist auch nicht höflich. Ich höre oft, ich wirke aggressiv und das nervt mich ehrlich gesagt. Aber das ist bloße Formkritik. Das ist keine fachliche Kategorie, die mich vorwärts bringt – somit ist sie vernachlässigbar. Da sind auch viele Empfindlichkeiten dabei. Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Die Zeit habe ich nicht.
Der lethargische Unterton des Sprechers lässt die reinen Worte in den Vordergrund rücken.
Hörspiel des Monats Januar 2023
Ursendung
Wes Alltag Antwort gäb
Von Gesche Piening
Komposition: Michael Emanuel Bauer
Regie: Gesche Piening
Mit: Stephan Bissmeier, Sylvana Krappatsch
Produktion: Bayerischer Rundfunk / Deutschlandfunk Kultur 2023
Länge: 54'07
Gesche Piening, 1978 in Hamburg geboren, Schauspielerin, Regisseurin, Autorin und Dozentin. Ihre Theaterarbeiten sind bundesweit in diversen Theaterhäusern und auf Festivals zu sehen und überschreiten die Grenzen zwischen Theater, Literatur, Bildender Kunst und Hörfunk. Für ihre künstlerische Arbeit wurde sie 2016 mit dem Ödön-von-Horváth-Preis (Förderpreis) ausgezeichnet. Für den Hörfunk mehrere Radiofeatures und Hörspiele, 2021 Finalistin beim 70. Hörspielpreis der Kriegsblinden mit „Einsam stirbt öfter“ (BR 2020). Zuletzt: „Bin pleite ohne mich“ (BR/Deutschlandfunk Kultur 2021) und „Tod – was soll das?“ (Deutschlandfunk Kultur/BR 2022). Gesche Piening lebt in München.