Tschernjajew erzählt
Wie Gorbatschows Berater die deutsche Einheit erlebte
Von Mario Bandi und Ulrike Bajohr
Regie: Mario Bandi
Es sprachen: Kerstin Fischer, Agnes Pollner, Josef Tratnik, Jürg Löw, Wolfgang Condrus, Franz Laake, Martin Schaller und der Autor
Ton und Technik: Claus Peter Heieck und Petra Pelloth
Redaktion: Ulrike Bajohr
Produktion: Dlf 2007
Tschernjajew erzählt
43:46 Minuten
„Wir konnten nicht verstehen, was für ein kaltes Grauen wir Europa mit unserer Militärmacht eingejagt haben. Gorbatschow hat das alles abgeschafft, und unser Land sieht plötzlich normal aus und dazu sehr unglücklich…“ schreibt Anatoli S. Tschernjajew am 2. Januar 1990 in sein Tagebuch. Er begleitete als außenpolitischer Berater Gorbatschows Aufstieg und Sturz.
Tschernjajew gehörte zu den wenigen geborenen Sowjetbürgern, die bis an ihr Lebensende hinter Michail Gorbatschow standen. Er hielt sich immer in dessen Schatten, kaum jemand von seinen Zeitgenossen nahm ihn wahr – bis er seine auch auf Deutsch erschienenen Tagebücher und das Buch "Sechs Jahre mit Gorbatschow" veröffentlichte.
Mario Bandi besuchte Tschernjajew in Moskau, in den Räumen der Gorbatschow-Stiftung. Der in Berlin lebende Autor stammt aus dem Ural und reflektiert das, was Tschernjajew über die Perestroika und den deutschen Wiedervereinigungsprozess erzählt und schreibt, aus der Perspektive des jungen Russen, der auch dabei, aber weit entfernt war. "Tschernjajews Aufzeichnungen sind die Chronik einer Zeit, die alle Menschen, die ich kannte und alle Dinge, die ich wusste, durcheinander gewirbelt hat, weggeweht von früheren Orten und alten Gewissheiten."
Das Gespräch mit Tschernjajew fand im Jahre 2006 statt. Er ist 2017 in Moskau gestorben.