Vor euren Karren lassen wir uns nicht spannen
78 Kinder kamen in den Tagen um den 13. Februar 1945 im Krankenhaus Dresden-Johannstadt zur Welt. Die meisten Mütter überlebten die Bombennacht nicht, denn der Keller der Frauenklinik wurde fast vollständig zerstört, während der der Kinderklinik nahezu unversehrt blieb. So kommt es, dass fast alle Kinder überlebten und fast alle Mütter starben.
Zwischen zwei Angriffen wurden die Neugeborenen auf Kohlenwagen gepackt und aus der brennenden Stadt gebracht. Viele wurden erst Monate später von Verwandten gefunden. Vor 15 Jahren machte sich Petra Roschinski, die in Hamburg aufwuchs, auf die Suche nach den überlebenden Neugeborenen der Bombennacht. 25 hat sie gefunden.
Einmal im Jahr, am 13. Februar, kommen sie nach Dresden, um dort zu sein, wo ihre Mütter ums Leben kamen. Jedes Jahr fahren sie hinunter in diesen Keller. Und jedes Jahr verweigern sie sich dem ritualisierten Gedenken der Stadt, das Rechte und Aufrechte, Linke und Polizisten auf die Straße treibt. Als ihre Internetseite von den neuen Nazis zur Propaganda benutzt wurde, war Petra Roschinski empört und stellte klar: "Vor euren Karren lassen wir uns nicht spannen."
Produktion: DLF 2015